Sonntag, 1. März 2009

Ein Jahr



Heute vor einem Jahr habe ich meinen Bruder das letzte Mal lebend gesehen. Fünf Tage später war er tot. Wir schauten Tatort, aßen Gulasch mit Nudeln und überlegten, wer nun der Mörder von der Frau im Tatort war. Er hatte recht, ich hatte unrecht. Ich brachte ihn am nächsten Tag zur S-Bahn, weil er unsere Mutter besuchen wollte, vorher machten wir einen Zwischenstop beim Friseur, am Bahnhof überredete ihn noch, sich eine Fahrkarte zu kaufen, weil er "bei seinem Glück" garantiert erwischt werden würde. Am Dienstag fuhr er dann zurück nach Berlin, wo er dann am Sonntag tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde. Die Polizistin sagte am Telefon lapidar, "Ihr Bruder ist unglücklich gestürzt und dann verstorben." Der beschissenste Anruf in meinem Leben. Drei Tage fragte ich mich, wie unglücklich man den nun stürzen müsste um dabei zu sterben bis ich dann nach vielem Nachfragen erfuhr, dass er sich eine "ungünstige Mischung" Drogen konsumiert hatte. Schlechter Stoff - das passiert mir nicht, hatte er immer gesagt. Ich hatte ihm immer irgendwie geglaubt. Irgendwie ...
Das letzte Jahr war das schwerste in meinem Leben. Mir blutet das Herz jeden Tag. Es fühlt sich auf der einen Seite an als wären schon etliche Jahre vergangen und auf der anderen Seite wie gestern. Ich hätte wahnsinnig gerne noch viele Sachen mit ihm gemacht und hätte so gerne noch mehr über ihn gewusst. Verstehen tu ich das nicht. Und mich dran gewöhnen auch nicht.

3 Kommentare:

Martin.D[x]D.nitraM hat gesagt…

Das ist echt ein große Scheiße und mehr fällt mir auch nicht dazu ein.
Ich bete für Dich, dass der Schmerz immer weniger wird. Das Photo von Gary ist echt schön.

Anonym hat gesagt…

hey kim, ist echt superätzend.... werd auch für dich beten.
der schmerz wird immer bleiben, vermutlich wird er sich über die jahre nur verändern... und dein bruder wird auch immer fehlen und es wäre fast schlimm, wenn das nicht so wäre... trotzdem hoffe ich, dass jesus da einfach besonders stark bei dir ist und so viel heilt wie's geht (und bei den anderen verwandten und freunden natürlich auch)

Jocky hat gesagt…

Weil Worte einfach unangebracht sind, bleibt mir nur zu sagen:

Ich bin mit dir, bete für dich,
steh einfach an deiner Seite...

Sei fett gesegnet, gedrückt!
Jocky